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Logistik-Startup Liefergrün will europaweit expandieren

 Das Gründerteam von Liefergrün: Niklas Tauch, Robin Schleper und Max Wingenbach.
Das Gründerteam von Liefergrün: Niklas Tauch, Robin Schleper und Max Wingenbach.

Liefergrün wurde 2020 in Münster gegründet und ist der führende Anbieter nachhaltiger Lieferungen in Deutschland. Nun hat das Startup eine Finanzierungsrunde in Höhe von 3 Millionen Euro abgeschlossen. Was das Startup mit dem Geld machen wird und weitere Insider-Infos, erfahrt ihr im Interview.

Hallo Niklas und erstmal Gratulation zu eurer Finanzierungsrunde. Wir haben alle den Gründerszene-Artikel gelesen und ich zumindest, bin froh, dich etwas entspannter zu sehen. Ich kann mir vorstellen, dass es vor der Finanzierungsrunde eine aufregende Zeit war. Bitte sag uns, wie fühlst du dich jetzt, wo der Deal in trockenen Tüchern ist? 

Hi Mihai, vielen Dank! Ja, das war auf jeden Fall eine sehr spannende Zeit. Die Finanzierungsrunde war natürlich ein großer Erfolg für uns, den wir angemessen mit dem Team zelebriert haben. Doch mein Blick ist immer nach vorne gerichtet. Wir streben ganz klare Ziele für diese Finanzierungsrunde an, um die nächsten Schritte in Gang zu setzen.

Ich bin mir sicher, die Münsterländer Leser:innen kennen euch schon, aber gib uns eine kurze Beschreibung, was ist Liefergrün?

Im Wesentlichen hat Liefergrün das Ziel, die “letzte Meile”, also das letzte Wegstück einer Paketzustellung zu revolutionieren, indem wir die Lieferungen nachhaltiger, flexibler und schneller für die Kund:innen machen. 70% aller Emissionen im Paketversand entstehen in der städtischen Logistik. Wir wollen die Ökobilanz der letzten Meile endlich in den neutralen Bereich bewegen und Verbraucher:innen den Spaß am Bestellen zurückgeben. 

Um ein besseres Verständnis zu bekommen. Wer ist euer typischer Kunde? Welche Art von Unternehmen sprecht ihr mit eurer Lösung an und kannst du welche offenlegen? 

Wir sprechen konkret den E-Commerce an. Zu unserer Kundengruppe gehören Händler aus verschiedenen Branchen, wie zum Beispiel aus der Mode-, Pharma-, Elektronik- oder Lebensmittelindustrie. Für einen kleinen Insider: Unter anderem liefern Adidas, Ivy&Oak, Dyson und Every bereits mit Liefergrün.

Wir haben uns immer darauf fokussiert, dass unsere Investoren und Angels uns mit ihrer Expertise auf unserer Mission weiterbringen können. 

Kommen wir nun zu den pikanten Details. Ende August habt ihr eine Finanzierungsrunde mit Speedinvest in Höhe von 3 Millionen Euro abgeschlossen? Das ist sehr beeindruckend und die größte Seed-Runde des Jahres im Münsterland. Für andere Start-ups aus der Region ist es sicher interessant zu wissen, warum das die richtigen Investoren für euch sind und was die Key Learnings auf dem Weg zur Finanzierung waren? 

Unsere Finanzierungsrunde in Höhe von 3 Millionen Euro wird von Speedinvest angeführt und von Norrsken VC unterstützt. Diese beiden VCs haben in der Vergangenheit mit ihrem Portfolio bewiesen, dass sie in genau die richtigen Startups investiert haben und sind absolute Experten in ihrem Bereich. Norrsken VC ist ein Impactfond, der von Niklas Adalberth, dem Gründer von Klarna, initiiert worden ist. Der Fond gehört heute zu den vier wertvollsten Non-public-Unternehmen der Welt. 

Außerdem sind wir auch sehr stolz großartige Business Angel von TIER, über Schüttflix bis zu Klarna an Bord zu haben. Genauso begleiten uns weitere Angels aus der Industrie und der Szene, die uns mit ihrem Wissen unterstützen. Wir haben uns immer darauf fokussiert, dass unsere Investoren und Angels uns mit ihrer Expertise auf unserer Mission weiterbringen können. 

Jetzt habt ihr hoffentlich ganz bald ganz viel Geld auf dem Konto. Was macht ihr damit? Außer Negativzinsen zu bezahlen. Was sind eure nächsten Ziele?

Mit dem Geld wollen wir zunächst unser Team stark erweitern und damit die Expansion in weitere große europäische Märkte ins Rollen bringen. Wir werden unter anderem in den nächsten drei Monaten nach Wien und bis Ende des Jahres nach London expandieren. 

Und langfristig? Wo führt die Reise für Liefergrün hin? 

Die europäischen Metropolen stehen vor ähnlichen Herausforderungen - die Städte sind zunehmend überfüllt und durch das anhaltende Wachstum des E-Commerce entsteht eine Lieferflut. Liefergrün soll der führende Anbieter für nachhaltige Lieferungen in Europa werden. Langfristig brauchen wir natürlich mehr Kapital, um unsere Vision zu verwirklichen.

Ich gehe davon aus, dass ihr Münster treu bleiben werdet, richtig? Wenn ja, warum?  

Hier hat alles begonnen und wir sind dem Digital Hub münsterLAND, dem REACH und der Uni weiterhin eng verbunden. Unser Headquarter bleibt in Münster. Wir haben mittlerweile aber auch wunderbare Offices in Hamburg und Berlin. Unsere bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass die WWU Münster und die Fachhochschule Münster für uns ein großartiges Potenzial für Mitarbeitende bieten. Unsere längsten Mitarbeitenden sind Studierende der beiden Hochschulen.

Für die erste Startup-Phase ist das Münsterland sehr gut aufgestellt und war für uns der perfekte Startpunkt. Für die weitere Scale-up-Phase müssen Unternehmen jedoch über das Münsterland hinausschauen, Richtung Berlin und auch international. 

Wie schätzt du die Bedingungen für Start-ups in Münsterland ein, vorwiegend für Start-ups in solch einer Scale-up-Phase? 

Für die erste Startup-Phase ist das Münsterland sehr gut aufgestellt und war für uns der perfekte Startpunkt. Für die weitere Scale-up-Phase müssen Unternehmen jedoch über das Münsterland hinausschauen, Richtung Berlin und auch international. 

Das Münsterland hat auch einige ganz besondere Hidden Champions, aber die Logistik wurde bisher vor allem durch einen Namen geprägt und das ist FIEGE. Ich frage dich mal provokativ: Macht ihr mit eurem Produkt FIEGE Konkurrenz?

Das stimmt! Allerdings machen wir dem Kerngeschäft von Fiege, dem Forwarding, keine Konkurrenz. Allerdings hat Fiege ein Spin-Off namens Angel Last Mile. Die sind in einem ähnlichen Segment wie wir unterwegs und konkurrieren somit mit uns auf dem Markt. 

Ein weiteres Thema, das immer angesprochen wird und auch für uns als Hub sehr bedeutungsvoll ist, ist die Fehlerkultur. Wie bist du in der Vergangenheit mit Fehlschlägen umgegangen? Was würdest du anderen Start-up-Gründenden gerne weitergeben? 

Als Gründer kannst du Fehler nicht umgehen. Und du solltest diese auch erst gar nicht umgehen wollen, denn das macht deine Gründungsgeschichte aus. Mir ist es ein großes Anliegen, ein Team aus Unternehmer:innen zu bauen. Deshalb haben wir das Wort Fehler aus unserem Wortschatz gestrichen und sprechen von Learnings. Fehler gehen damit einher, in die Vergangenheit zu schauen. Learning ist etwas, das nach vorne ausgerichtet ist. Wenn du hinfällst, stehst du auf und läufst einfach noch schneller weiter. 

Zum Schluss: Was ist der Ausblick für Liefergrün und was möchtest du dem Münsterland und unseren Mitgliedern gerne noch mitgeben? 

Eine Sache liegt mir sehr am Herzen! Ich möchte das Münsterland dazu bewegen, uns auf unserer Reise zu begleiten und aktiv die letzte Meile zu revolutionieren. Klartext: Bewerbt euch bei uns und werdet Teil eines großartigen Teams!

Niklas, vielen Dank, dass du dir heute Zeit genommen hast und nun lasse ich dich wieder an die Arbeit gehen und wünsche dir alles Gute und viel Erfolg. Wir freuen uns auf die vielen weiteren positiven Nachrichten von euch.

Story verfasst von
Mihai Melonari

Mihai Melonari

Entrepreneur in Residence
Accelerator Mentoring
Startups

10.03.2022