Navigation

Der Demoday als Start eines Reallabors mit Lichtwart und WestLotto

 Johannes Mailänder (Founder von Lichtwart) beim Accelerator Demoday an 30.10.24
Johannes Mailänder (Founder von Lichtwart) beim Accelerator Demoday an 30.10.24
Bild: Digital Hub münsterLAND / Thomas Mohn

Beim Accelerator Demoday traf das Startup Lichtwart auf WestLotto – der Beginn einer Kooperation, die zeigt, wie aus dem Hub-Netzwerk echte Projekte entstehen. Getestet wird im Reallabor bei Westlotto in Münster – mit offenem Ausgang. Mehr dazu im Interview mit Johannes und Björn.

Abonniere jetzt unseren Hubletter, um aktuelle Informationen aus der Hub-Community regelmäßig (ca. 10x pro Jahr) in dein E-Mail-Postfach zu erhalten.

Der Ursprung einer spannenden Kooperation im Hub-Netzwerk lag beim NRW Hub-Battle 2024 in Bonn – einem landesweiten Wettbewerb, bei dem Startups aus den Digital Hubs in Nordrhein-Westfalen ihre innovativen Lösungen präsentieren. Johannes Mailänder vertrat dort mit seinem Startup die Region Ostwestfalen-Lippe und erzielte dort mit seiner Vision smarter Steuerungssysteme für Licht- und Energieverbrauch den 2. Platz. Beeindruckt von dem Pitch lud der Digital Hub münsterLAND das Startup daraufhin zum Accelerator Demoday nach Münster ein. Über dieses Netzwerk entstand beim Event vor Ort schließlich der direkte Draht zu WestLotto: Auf dem Event, bei dem Lichtwart erneut auf der Bühne stand, saß ein Vertreter des Lotterieunternehmens im Publikum – der Startschuss für eine vielversprechende Kooperation. 

Ein weiterer wichtiger Baustein auf dem Weg von Lichtwart war die Founders Foundation in Bielefeld. Dort durchlief das Startup den Accelerator und lernte unter anderem den erfahrenen Unternehmer Jackson Bond kennen, der später sogar als Co-Founder einstieg – ein Fun-Fact, der zeigt, wie wertvoll enge Verbindungen zwischen Startups und Mentoren sein können. Auch die Investorenseite begann in Bielefeld: 2023 lernte das Team vor dem Lokschuppen auf der „Hinterland of Things" der Founders Foundation seinen ersten Business Angel kennen – der Beginn einer besonderen „Investoren-Love-Story“. Dieser Angel zeichnete nicht nur das erste Ticket und eröffnete damit die CLA, sondern brachte auch direkt einen weiteren Investor mit. Damit war das Fundament für die Finanzierung gelegt.

Eine wichtige Basis für die Kooperation des Startups mit WestLotto war schließlich die Reallabor-Infrastruktur in Münster. Mit einem Flagship Store in der Aaseestadt hat WestLotto einen innovativen Teststandort geschaffen, der als Blaupause für die zukünftige Gestaltung seiner rund 3.000 Annahmestellen dient. Der Store ist bewusst realitätsnah konzipiert: Hier werden Möbel, digitale Services, technische Systeme und kundenorientierte Prozesse unter echten Bedingungen erprobt – mit dem Ziel, Attraktivität, Effizienz und Nachhaltigkeit der Annahmestellen zu steigern. Besonders im Fokus steht dabei die Frage, wie Digitalisierung und intelligente Technologien zur Entlastung der Betreibenden und zur Optimierung des Betriebs beitragen können. 

Mehrwerte aus dem Test: Kosteneinsparungen, Transparenz und neue Use Cases

Im Gespräch mit dem WestLotto-Team wurde Lichtwart schnell klar, dass das Unternehmen weit über die reine Steuerung von Lichtanlagen hinausdachte. Gefordert war eine ganzheitliche Lösung zur intelligenten Steuerung von Energieverbrauchern – vom Leuchtkasten bis zur Klimaanlage. Dafür kam Lichtwarts große Steuerbox ins Spiel, die als eine Art Smart-Home-Zentrale für Gewerbeflächen fungiert. Für das Pilotprojekt wurde das System im Flagship Store installiert – als praktischer Testlauf für ein potenziell größeres Rollout in der Fläche. 

Das war superspannend und der Gesamtprozess zwischen Corporate und Startup verlief auf Augenhöhe und in Lichtgeschwindigkeit. Sie haben mir den Flagship Store in der Aaseestadt gezeigt, wo sie wirklich alles nun testen. Ursprünglich dachten wir, dass wir unsere kleine Box – das Lichtwart ECO-Modul – einsetzen würden, aber dann hörten wir, dass es grundsätzlich um Energie-Einsparung und Automatisierung gehen soll – ein Job für das neue CORE v2 Modul.

Johannes Mailänder, Gründer/CEO von Lichtwart

WestLotto betreibt seine Verkaufsstellen nicht selbst, sondern arbeitet mit selbständigen Annahmestellenpartnern zusammen. Um diese angesichts steigender Anforderungen und wirtschaftlicher Herausforderungen zukunftsfähig aufzustellen, bietet das Unternehmen regelmäßig Unterstützung an – etwa durch moderne Ladenausstattung, Sortimentsideen oder digitale Tools. Neue Lösungen werden dabei stets zunächst auf ihren tatsächlichen Nutzen hin überprüft. 

Die Annahmestellen sind selbständig – wir können also nicht einfach sagen: Ihr müsst das jetzt einbauen. Aber wir wollen sie unterstützen und bieten Vorschläge, etwa zu Sortimenten oder – wie im Fall Lichtwart – zu potenziellen Energiesteuerungslösungen.

Björn Cichon, WestLotto

Die große Lichtwart CORE v2 Modul fungiert als zentrales Energie- und Gebäudemanagementsystem: Es erfasst Energieflüsse in Echtzeit, erkennt Anomalien und ermöglicht eine gezielte Steuerung einzelner Verbraucher – etwa durch zeitversetztes Einschalten zur Vermeidung von Lastspitzen. Wie hoch das konkrete Einsparungspotenzial ist, hängt stark von der Ausstattung der jeweiligen Filiale ab. Während sich bei kleineren Standorten durch die reine Lichtsteuerung meist nur begrenzte Einsparpotenziale ergeben, können bei Kühl- oder Heiztechnik schnell mehrere hundert Euro pro Jahr eingespart werden. Langfristig gewinnen die Annahmestellen damit nicht nur Kontrolle über ihre Energiekosten, sondern erhalten erstmals detaillierte Einblicke in den Stromverbrauch einzelner Geräte – eine Grundlage für fundierte Entscheidungen und mehr Nachhaltigkeit im Alltag. 

Besonders deutlich werden die Mehrwerte von Lichtwart auch am Beispiel einer anderen Kundengruppe: Tankstellen. Dort, wo großflächige Beleuchtung, digitale Displays, Klimaanlagen und Kühltruhen rund um die Uhr im Einsatz sind, konnte Lichtwart durch intelligente Steuerung nachweislich erhebliche Verbrauchs- und Kostensenkungen erzielen: Durchschnittlich liegen diese zwischen 20 und 60 Prozent. Vor allem in Kombination mit Zusatzfunktionen wie Temperatur- oder Türsensoren entstehen auch Sicherheitsvorteile – etwa durch Hinweise bei offenstehenden Türen oder ausgefallenen Geräten. 

Neben der Energieeinsparung brachte der Einsatz der Lichtwart-Module beim Test im Flagship Store auch einen unerwarteten Mehrwert ans Licht: Sie stärken das subjektive Sicherheitsgefühl der Mitarbeitenden – insbesondere in den dunklen Morgen- und Abendstunden. Durch die zeitgesteuerte Beleuchtung bleibt das Licht nach Ladenschluss zunächst an und wird erst später automatisch heruntergefahren. So können Mitarbeitende den Laden bei voller Beleuchtung abschließen, ohne im Dunkeln zu stehen. Auch morgens, bevor die erste Person das Geschäft betritt, ist die Beleuchtung bereits hochgefahren. 

Das schafft ein sicheres Gefühl beim Abschließen. Sollte jemand hinterherkommen oder unbemerkt eintreten, ist man nicht im Dunkeln. Das war ein großer Mehrwert, der direkt aus dem persönlichen Empfinden der Mitarbeitenden vor Ort kam.

Björn Cichon, WestLotto

Ein gemeinsames Lernen mit offenem Ausgang

Die Kooperation zwischen WestLotto und Lichtwart ist kein klassisches Lieferantenverhältnis, sondern ein partnerschaftliches Pilotprojekt zum gemeinsamen Lernen. Beide Seiten haben sich bewusst auf ein ergebnisoffenes Vorgehen verständigt: Ziel ist es nicht, ein vorgefertigtes Produkt durchzudrücken, sondern gemeinsam herauszufinden, was im Alltag wirklich funktioniert – technisch, organisatorisch und wirtschaftlich. 

Wir lernen voneinander – und das ist auch das Spannende daran. Es ist ein echtes Corporate-Startup-Projekt, bei dem von Anfang an alles transparent war. Die Erwartungshaltung ist einfach, dass jeder seinen Teil beiträgt, damit das Projekt für alle Beteiligten sinnvoll wird. An dieser Stelle Danke für das Matchmaking, lieber Digital Hub münsterLAND! Und falls am Ende etwas anderes dabei herauskommt als ursprünglich geplant – ist das auch völlig in Ordnung.

Johannes Mailänder, Gründer/CEO von Lichtwart

Ob und in welchem Umfang die Lösung später ausgerollt wird, entscheidet sich also erst nach der laufenden Testphase. Doch schon jetzt zeigt das Projekt, wie gewinnbringend die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und jungen Technologieanbietern sein kann – wenn man bereit ist, gemeinsam zu experimentieren. 

Story verfasst von
Sebastian Köffer

Sebastian Köffer

Geschäftsführer / CEO
Events Startups
Techies

27.08.2025