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Bocholter Startup "planbar" erhält Seed Investment um das Handwerk zu digitalisieren

 planbar GmbH Gründer: David Zimmermann & Martin Steib (von links)
planbar GmbH Gründer: David Zimmermann & Martin Steib (von links)
Bild: Digital Hub münsterLAND/Thomas Mohn

planbar ist eine digitale Plantafel für Handwerksbetriebe, die es den Betrieben ermöglicht, einfach und übersichtlich ihr Personal, die Maschinen sowie Aufträge zu koordinieren und das mit nur sehr geringem Zeitaufwand bei der Einrichtung.

Hi, schön euch wieder zu sehen! Erzählt doch mal von euch: wer seid ihr, was macht ihr und was treibt euch voran?

Martin: Ich bin Martin Steib, gebürtig aus Bocholt, war 10 Jahre im Süden Deutschlands unterwegs, gelernter Fachinformatiker, kenne David seit mittlerweile 25 Jahren. David ist irgendwann mit der Idee zu mir gekommen, dann haben wir darüber diskutiert und gemacht und getan, daraus ist dann im Endeffekt auch die Zusammenarbeit und das Startup entstanden. Was einen antreibt ist die eigene Idee zu verwirklichen, Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen und das Produkt.

David: Dann bin ich der Gegenpart; David Zimmermann, mittlerweile 31 Jahre alt, gelernter Gärtnermeister. Ursprünglich habe ich gar nicht so viel mit IT und Technik zu tun gehabt und bin den klassischen Weg über die Ausbildung gegangen. Dann habe ich meine Erfahrungen unter anderem auch in der Schweiz gesammelt und den Meister gemacht. Daraufhin bin ich in eine Gartenbaufirma miteingestiegen. Zu Beginn hatten wir ein dezentrales Büro und relativ schnell gemerkt, dass wir dabei auf einige technische Hürden stoßen.

Unser Grundsatz ist, dass es für jedes Problem eine Lösung geben muss und genau da kam Martin dann ins Spiel. Uns fehlte bei der Arbeit der Überblick, wann unsere Mitarbeiter wo sind, wie wir sie vernünftig einteilen können und wie wir auf die täglich hereinkommenden Änderungen wie Krankheiten und Materialausfall eingehen sollen. Das sind typische Schwierigkeiten, vor die ein Handwerksbetrieb gestellt wird. Nachdem wir nach einer Lösung gesucht und nichts gefunden haben, ist daraus die Idee für planbar entstanden.

Für uns war es unvorstellbar, dass es dafür keine Lösung gibt, weil wir uns dachten, dass das Problem doch jeder andere Betrieb in einer ähnlichen Form haben müsste.

Das sind typische Schwierigkeiten, vor die ein Handwerksbetrieb gestellt wird. Nachdem wir nach einer Lösung gesucht und nichts gefunden haben, ist daraus die Idee für planbar entstanden.

Was ist denn planbar in drei Sätzen?

David: Planbar ist eine digitale Plantafel, die es dir ermöglicht, deine Aufträge und Mitarbeiter zu planen. Die Informationen, die in der Plantafel sind, erhält der Mitarbeiter aufs Handy, kann darüber beispielsweise auf die Baustellenakte zugreifen und seine Zeiten erfassen. Am Ende werden die Daten wieder zurückgespielt. Im Grunde genommen ist es ein Werkzeug, um den Handwerksbetrieb zu steuern.

Wer sind typische Kunden von planbar?

Martin: Die kommen bei uns natürlich primär aus dem Handwerk. Das sind Betriebe von einer Person, bis hoch zu aktuell 70.

David: In der Regel sind es die klassischen Betriebe, die ihre Mitarbeiter zur Arbeit beim Kunden rausschicken, die so eine Mitarbeiterdisposition nutzen können und auf die Weitergabe von Daten angewiesen sind, also z.B.: Maler, Dachdecker, Schreiner, Gärtner.

Ihr kommt ja selbst aus dem Gartenbau und seid also Experten im Handwerksbetrieb. Deshalb könnt ihr das Problem, das ihr löst, auch selbst sehr gut nachvollziehen. Dann seid ihr aber ins Accelerator Programm des Digital Hub münsterLAND gekommen. Was habt ihr euch davon erhofft und wie ist es euch gelungen?

David: Im Grunde genommen, wollten wir mit unserem Produkt weiterkommen und waren dabei auf hilfreiche Tipps, das Netzwerk und die Erfahrung dahinter angewiesen. Wir wollten natürlich nicht die Fehler machen, die andere schon gemacht haben. Wir haben über den Digital Hub Leute kennengelernt, mit denen wir heute noch Kontakt haben und in sehr engem Austausch stehen. Das hat uns sehr gut gefallen.

Martin: Eines unserer Beiratsmitglieder ist zum Beispiel aus dem Hub-Netzwerk.

David: Ein sehr großer Mehrwert, war, dass wir mit Hilfe des Hubs gelernt haben, einige Sachen strukturierter und gezielter anzugehen. Oft ist man selbst am "Tun und Machen" und wird ein wenig betriebsblind. Da ist es schon hilfreich, wenn eine Person von Außen auf die Sache draufschaut und dir an gewissen Stellen Hinweise gibt, und man merkt: Ah, ist ja doch besser so!

Martin: Stark profitiert haben wir auch von dem Wissen des Hubs über die verschiedenen Methoden des Skalierens. Denn wir als Startups sind im Gegensatz zu klassischen GaLa-Betrieben, die auf viele Jahrzehnte angelegt sind, vom Wachstum des Geschäfts abhängig. 

Gerade habt ihr es kurz angesprochen - ihr wart ja auch mit Kurt Trautmann, einem Experten aus unserem Netzwerk, in Kontakt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und was hat sie gebracht?

David: Wir haben Kurt Trautmann in einer der Expertenrunden, bei der man sich mit einer akuten Fragestellung an die Experten wendet, erstmals kennengelernt. Wir haben uns schnell gut verstanden und konnten viel von Kurt lernen. So hat sich der Kontakt dann intensiviert, bis er jetzt ein sehr geschätztes Beiratsmitglied bei uns geworden ist.

Wir haben uns schnell gut verstanden und konnten viel von Kurt lernen. So hat sich der Kontakt dann intensiviert, bis er jetzt ein sehr geschätztes Beiratsmitglied bei uns geworden ist.

Da seit eurer Teilnahme am Accelerator 2021 bestimmt schon so einiges passiert ist, interessiert mich was das war und wo ihr aktuell steht.

Martin: Es ist eine ganze Menge passiert. Wir haben unser Team um einen CTO erweitert, den wir auch über den Hub kennengelernt haben. Ende des letztens Jahres waren wir vier Personen, jetzt sind wir insgesamt 12. Wir haben die Büroräume gewechselt und müssen uns gefühlt im Monatsrhythmus neu erfinden und organisieren, weil die Größe des Teams ständig variiert und größer wird.

David: Auch ein großer Schritt für uns war, dass wir damals, noch zur Zeit des Demodays, auf der Suche nach Investoren waren, und mittlerweile fündig geworden sind und das erste Investment einsammeln konnten, was unser Wachstum weiter ermöglicht.

Herzlichen Glückwunsch! Wie seid ihr denn vorgegangen, um die Investoren zu finden? Oder wurdet ihr gefunden?

David: Wir haben versucht unsere gesamten Kontakte zu involvieren und zu aktivieren und haben dann natürlich unseren Pitch immer wieder geübt und an unserer Präsentation geschliffen, bis wir das mit einer wesentlich professionelleren Art und Weise vorstellen konnte. Letztendlich haben wir dann einen Investorenkreis aus Düsseldorf gefunden, der sich für uns und insbesondere die Geschichte, die wir erzählen - „Vom Handwerk fürs Handwerk“ - sehr interessiert hat. Dann ging es in die Verhandlungen. Auch da konnten wir immer mal wieder auf die Hilfe des Hubs zurückgreifen und haben uns im Herbst letzten Jahres mit den Investoren geeinigt.

Welche Top 3 Learnings würdet ihr anderen Gründenden, die auch ein Investment suchen, mit auf den Weg geben?

David: Sich rechtzeitig kümmern, mindestens zweigleisig zu fahren und mit einem eigenen Term Sheet den ersten Wurf zu machen.

David: Sich rechtzeitig kümmern, mindestens zweigleisig zu fahren und mit einem eigenen Term Sheet den ersten Wurf zu machen.

Danke, sehr hilfreich! Von welcher Summe sprechen wir eigentlich? Wie plant ihr die Investition zu verwenden?

David: Von einem kleineren, bis mittleren sechsstelligen Betrag. Damit fahren wir unsere Entwicklungskapazitäten und das Marketing hoch. Bei den Entwicklern sind wir von einem Vollzeit Entwickler auf insgesamt sieben Entwickler, also Arne plus sechs Werkstudenten, gewachsen. Neben der Erhöhung unseres Marketingbudgets, werden wir auch zu kleinen Teilen die Ausgaben für Vertrieb und Support steigern, weil wir gelernt haben, dass Handwerker sehr service-orientiert sind.

Kannst du das noch konkretisieren?

Martin: Wir müssen eine gewisse Erreichbarkeit anbieten. Wenn der Handwerker schlechte Laune hat, weil was nicht funktioniert, möchte er irgendwo anrufen können und sagen: "Das geht nicht!

Es funktioniert nicht wie bei vielen anderen großen digitalen Services, die keine Hotline bieten. Das können wir nicht machen, weil der Handwerker im deutschsprachigen Raum ein Minimum an Service erwartet und ein bisschen an die Hand genommen werden.

Martin: Wir müssen eine gewisse Erreichbarkeit anbieten. Wenn der Handwerker schlechte Laune hat, weil was nicht funktioniert, möchte er irgendwo anrufen können und sagen: "Das geht nicht!"

Was kommt bei euch in die Zukunft blickend noch als Nächstes?

David: Besonders das Thema Kommunikation wird zukünftig immer wichtiger für uns und das Produkt. Das liegt daran, dass die Handwerker ihr Handwerk gut beherrschen, es beim Thema Kommunikation aber manchmal noch hakt. Das betrifft zum Beispiel die Kommunikation von Betrieb und Mitarbeitern, Betrieb und Kunden oder auch dritten Betrieben und Subunternehmern. Auch da wollen wir dem Handwerker die Dinge vereinfachen, auch um ihm am Ende zu helfen, einen Mehrwert gegenüber seinem Kunden zu schaffen.

Seid ihr derzeit nur im Münsterland unterwegs, oder auch schon darüber hinaus?

David: Wir haben Kunden in der kompletten DACH-Region. Natürlich ist die Region hier lokal stärker vertreten, einfach weil das Netzwerk da ist, aber im Grunde genommen melden sich Betriebe aus dem gesamten deutschsprachigen Raum bei uns und nutzen am Ende planbar.

Möchtet ihr der Hub Community noch irgendwas mit auf den Weg geben?

Martin: Wir hoffen, dass sich mehr Menschen trauen ein Startup zu gründen und auch den Weg zum Hub finden. Denn wir können uns für all die Unterstützung sowie die anregenden und auch kritischen Gespräche nur in aller Form bedanken.

Wir hoffen, dass sich mehr Menschen trauen ein Startup zu gründen und auch den Weg zum Hub finden.

Story verfasst von
Linda Witzel

Linda Witzel

Projekt Managerin
Events Startups
Stories

20.06.2022