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Kurt Trautmann: Experte, Mentor und Coach

 Kurt Trautmann engagiert sich für "Digital Empowerment".
Kurt Trautmann engagiert sich für "Digital Empowerment".
Bild: Thomas Mohn Photography / Digital Hub münsterLAND

Weit über 100 Personen umfasst unser Expertisenetzwerk. Kurt Trautmann ist einer von ihnen. Mit Oliver Henschen spricht er über seine Erfahrungen als Experte, Mentor und Coach für Digital Empowerment, die Vorteile der Zusammenarbeit mit jungen Menschen und die Tech-Trends der Zukunft.

Hallo Kurt! Stell dich bitte kurz vor. Was machst du so? Wie können wir uns deinen Arbeitsalltag vorstellen?

Vielen Dank für die Einladung! In meiner Berufslaufbahn war ich mehr als 25 Jahre in verschiedenen Unternehmen in leitenden IT-Positionen beschäftigt, zuletzt 16 Jahre als CIO bei der Schüco International in Bielefeld. Dort war ich weltweit für die globale IT-Infrastruktur, die ERP-Welt, und Digitalisierung verantwortlich. Vor zwei Jahren habe ich mich entschieden, mich selbständig zu machen. Ich habe mein eigenes Unternehmen, die Trautmann Digital Empowerment, gegründet und mache damit genau das, was der Name sagt.

Mein Ziel ist immer, Organisationen und vor allem die Menschen, die dort arbeiten, jeden Tag in Bezug auf Digitalisierung ein Stück besser zu machen.

Ich versuche Menschen und Organisationen in der Digitalisierung zu empowern, also zu bestärken, zu verbessern, zu coachen. Mein Ziel ist immer, Organisationen und vor allem die Menschen, die dort arbeiten, jeden Tag in Bezug auf Digitalisierung ein Stück besser zu machen, damit ich irgendwann nicht mehr benötigt werde. Wo steht die Organisation, wo stehen die Menschen gerade, um dann zu überlegen, wie man das nächste Level bzw. den nächsten Reifegrad erreichen kann. Darum geht es auch bei meinem Engagement hier im Hub: Mit meiner Erfahrung junge und vor allem hoch motivierte Menschen, die für ihre Ideen brennen, zu unterstützen. Außerdem habe ich Lehraufträge an der FH Münster, was ebenfalls gut in das Thema passt.

In welchem Bereich hast du deinen Lehrauftrag an der FH?

Ich bin zum einen an einer Vorlesungsreihe zu "International Process Standardization" beteiligt. Zum anderen geht es aktuell um eines meiner Lieblingsthemen: Projekt Coaching. Da betreue ich ein Team aus drei bis vier Studierenden in einem Projekt und coache sie in sehr praxisbezogenen Projekten in allen Facetten des modernen Projektmanagements.

Wie hast du zum Hub gefunden, bzw. bist auf uns aufmerksam geworden?

Volker Dirksen hat mich angesprochen. Damit hat er bei mir den richtigen Knopf gedrückt, weil ich dazu wirklich Lust hatte. Ich habe in meiner Schüco-Zeit die Chance gehabt, mein erstes Corporate-Startup mitzugründen. Wir haben eine Projektmanagement-Plattform für komplexe Prozesse im Handwerksumfeld entwickelt - primär für Metallbauer. Mein Interesse für Startups wurde vor einigen Jahren durch eine Reise ins Silicon Valley geweckt. Ich war dort mit einer Gruppe von CIOs bei verschiedenen Unternehmen und total beeindruckt von deren Denk- und Arbeitsweise. Dabei wurde mir bewusst, wie langsam und ineffizient wir in unseren Organisationen mittlerweile arbeiten. Mein Alltag bestand häufig zu 80% aus Politik und Administration und lediglich zu 20% aus echtem Progress. Startups und New Work stehen dagegen für agiles Arbeiten, was u.a. heißt, diesen ganzen ineffizienten Kram außen vor zu lassen – und das macht so viel Laune!

Neben deiner Funktion als Experte engagierst du dich darüber hinaus noch als Mentor. Wie kannst du die Startups vielleicht noch unterstützen?

Was man den Startups zum Glück nicht mitgeben muss, ist Motivation! Allerdings sind einige Gründende manchmal etwas übermotiviert. Bei Pitches denke ich gelegentlich: Uff, jetzt habt ihr aber ein bisschen überzogen. Bei manchen Startups habe ich schon mal eine gewisse Überheblichkeit erlebt. Mir sind die lieber, die mit einer gesunden Selbsteinschätzung an Themen herangehen und eine tolle Idee haben. Ich freue mich deshalb immer zu helfen, wenn meine Expertise bzw. Erfahrung gefragt ist. Daher ist das Expertisenetzwerk im Hub so grandios, weil es so vielseitig ist und damit die Startups richtig gute Unterstützung erhalten.  

Du hast ja schon viele Startups unterstützt: Gibt es ein Ereignis oder Startup, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

In erster Linie mein eigenes (lacht). Aber hier im Hubumfeld ist es beispielsweise epap GmbH. Ich finde hochgradig relevant was sie machen. Es ist daher schade, dass sie mittlerweile in Hannover und damit aus unserem Wirkungskreis verschwunden sind. Daneben unsere Jungs von planbar, die das Accelerator-Programm erfolgreich durchlaufen haben und bei denen ich als Beirat aktiv bin. Ganz aktuell natürlich Kerith, die ebenfalls eine super relevante Idee richtig gut umgesetzt haben und mit ihrem Produkt gerade in der aktuellen Lage sicherlich sehr erfolgreich werden

Woran denkst du in deiner beruflichen Laufbahn besonders gerne zurück?

Bei Schüco fand ich besonders das interkulturelle und internationale Arbeiten spannend. Am interessantesten fand ich regelmäßig einen Neuaufschlag in einem anderen Land zu machen. Der Erstbesuch war immer easy, aber wenn ein Projekt erstmal gestartet war, ging die Begeisterungskurve regelmäßig nach unten, weil Projekte grundsätzlich schwierig sind. Für mich war es regelmäßig eine schöne Erfahrung, wenn wir uns als Team das Vertrauen der Menschen in der anderen Kultur erarbeitet hatten, sodass sie uns als wichtigen und verlässlichen Ansprechpartner betrachteten.

Man muss nicht alles gut finden, was die jüngere Generation macht, aber ich finde es wichtig zuzulassen, dass junge Menschen mit ihren Gedanken inspirieren können, um mal über die eigenen Positionen nachzudenken.

Gab es Situationen, in denen du für dich etwas aus dem Expertisenetzwerk mitnehmen konntest und du oder dein Unternehmen davon profitiert hat?

Ich sehe den Gewinn weniger für mein Unternehmen, als vielmehr für mich persönlich. Ich nehme sehr viel mit, gerade aus den Diskussionen mit den jungen Leuten. Ich finde wir können viel voneinander profitieren, sofern wir offen miteinander umgehen. Ich habe viel Freude daran und habe mich dadurch auch sicher verändert. Man muss nicht alles gut finden, was die jüngere Generation macht, aber ich finde es wichtig zuzulassen, dass junge Menschen mit ihren Gedanken inspirieren können, um mal über die eigenen Positionen nachzudenken. Das ist für mich persönlich ein wichtiger Mehrwert.  

Kannst du aus deiner Perspektive die wichtigsten Trends und Entwicklungen in der Technologiebranche benennen? Beispielsweise bezüglich Energie oder Nachhaltigkeit?

Ja, das ist ein Thema, das mich persönlich sehr antreibt. Zum einen hatte Schüco eine "Neue Energien"-Sparte, was einer der Gründe war, weswegen ich mich damals für das Unternehmen entschieden hatte. Auch Nachhaltigkeit ist für mich ein wichtigstes Thema in Bezug auf Energie und die Frage, wie wir möglichst schnell Klimaneutralität schaffen können. Ich glaube, dass Deutschland mit seinem 2%-Anteil am CO2-Ausstoß nicht die Welt verändern, aber technologisch einen großen Beitrag zur globalen Veränderung leisten könnte.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die künstliche Intelligenz. Ich glaube, dass sie dazu führen kann, dass man schnellere, bessere und effizientere Entscheidungen treffen kann, als es heute der Fall ist. Ansonsten glaube ich, dass viele Probleme, die wir aktuell haben, nur durch Technologie gelöst werden können – Technologie, die es vielleicht noch gar nicht gibt.

Ich finde Zukunftsforschung und die damit verbundenen Perspektiven für all unsere Lebensbereiche spannend. Eine höchst relevante und vor allem aktuelle Frage ist beispielsweise die nach der Zukunft der Energie. Es gibt bereits Ansätze, dass wir vielleicht schon ab 2040 weltweit mehr Energie erzeugen können, als wir benötigen. Das ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar und deshalb so interessant. Genau so etwas begeistert mich. Ohne dass ich es jetzt schon im Detail verstehe, finde ich es bewundernswert, dass es Menschen gibt, die wichtige Trends erkennen und alles dafür tun, um Ihre Visionen zu realisieren.

Wir sind zu sehr gewohnt nur inkrementell zu denken und mit bereits bekannten Technologien und Methoden im Zeitablauf besser zu werden und damit an ein definiertes Ziel zu kommen. Und dann gibt es auch die Menschen, die exponentiell und damit ganz anders denken. Die fragen sich: Wo müssen wir eigentlich in zehn Jahren sein, damit wir die ganz großen Ziele erreichen. Das sind die sogenannten "Rotdenker". Diese Menschen finde ich persönlich inspirierend. Leider habe ich diese Fähigkeit nicht, versuche aber wo immer möglich "rot" zu denken. Wen dieses Thema interessiert, dem möchte ich noch eine Literatur-Empfehlung geben: Sven Gábor Jánszky  „2030 – Wie viel Mensch verträgt die Zukunft?“.

Danke für das Gespräch und schön, dass du Teil der Community bist!

Story verfasst von
Oliver Henschen

Oliver Henschen

Projekt Manager
HubSatelliten Mitglieder
Mittelstand

07.09.2022