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Community trägt Expertise zu digitalem Bauen und Wohnen zusammen

 Die Ergebnisse der Workshopphase wurden auf einem Whiteboard gesammelt.
Die Ergebnisse der Workshopphase wurden auf einem Whiteboard gesammelt.

Beim Reverse Pitch stehen nicht die Startups auf der Pitch-Bühne, sondern etablierte Unternehmen stellten Herausforderungen und Lösungsideen vor – dieses Mal zum Thema "Digitales Bauen und Wohnen".

Der Immobiliensektor mit rund 40% Anteil an den CO2 Emissionen stellt einen wesentlichen Hebel für Klimamaßnahmen dar. Doch die energetische Sanierung der Bestandsimmobilen kommt nur schleppend voran. Die Digitalisierung und ökologische Transformation der Baubranche standen im Zentrum der Diskussionen beim Reverse Pitch. Das Innovationsmanagement der LBS NordWest und die Industriebau Hoff und Partner GmbH suchen hier nach neuen Ansätzen und stellen ihrerseits Ideen mit der Community auf die Probe.

Helmut Kazmaier von der LBS Nordwest stellte in seinem Pitch eine Projektidee zu den Sanierungsbuddies vor. Die Idee ist es hier die Kundinnen und Kunden durch den ganzen Prozess der energetischen Sanierung zu begleiten. Dies soll über eine digitale Plattform passieren, immer aber mit der Möglichkeit auch persönliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Dabei stellte Helmut offen die Frage an alle Teilnehmer, wo sich die LBS Nordwest in einem solchen Prozess positionieren soll und wie aktiv man auch in Bereiche jenseits der Baufinanzierung mitarbeiten muss.

Die Baubranche kommt derzeit ihrer Verantwortung noch nicht nach für maßgebliche Einsparung an Emissionen zu sorgen. Dabei müssen wir schneller werden, insbesondere beim Bauen im Bestand.

Ingo Hoff, Geschäftsführer Hoff und Partner

Ingo Hoff warf in seinem Pitch einen ganzheitlichen Blick auf die Baubranche und stelle offen die Fragen: Was Digitalisierung am Bau eigentlich bedeutet? In vielen Bereichen brauche es eine komplette Veränderung der Herangehensweise, denn in der Branche arbeiten eben viele Menschen, sei es Architektinnen oder Handwerker, die häufig nicht mit ursprünglichen Gedanken, etwas Digitales zu machen, in dieses Berufsfeld gestartet sind. Letztlich kommt die Baubranche derzeit ihrer Verantwortung noch nicht nach für maßgebliche Einsparung an Emissionen zu sorgen. Dabei müssen wir schneller werden, insbesondere beim Bauen im Bestand.

Rund 20 Personen aus der Hub-Community waren im Anschluss gefordert die Impulse aus den Reverse Pitches im Rahmen eines Brainwritings zu kommentieren und mit eigenen Vorschlägen zu hinterfragen. Alle Akteurinnen und Akteure brachten tiefes Know-How und viel Interesse am Thema mit. Viele kamen natürlich selbst aus der Branche und konnten aus ihrer eigenen Berufspraxis berichten, denn inzwischen sind einige Unternehmen aus dem Bereich Architektur und Bauwirtschaft in unserer Community. Dabei rückten in den anschließenden Gruppendiskussionen drei Themen besonders in den Fokus:

  • Bewältigung des App-Überschusses und der Rolle der Software
  • Automatisierung und Standardisierung von Bauprozessen
  • Energetische Sanierung von Bestandsimmobilien.

Die Rolle der Software und der Umgang mit dem App-Überschuss

Die Baubranche wird zunehmend von einem Überfluss an spezialisierten Apps dominiert. Ein Kernproblem ist die Fragmentierung: Jeder Schraubenhersteller und jeder andere spezialisierte Anbieter entwickelt eigene Softwarelösungen. Dieser Zustand erschwert nicht nur die Auswahl geeigneter Tools, sondern verhindert auch die Realisierung des vollen Potenzials der Digitalisierung. Die Folge ist, dass der tatsächliche Wert der Software von vielen Beteiligten nicht vollständig erkannt wird.

Um den Herausforderungen des App-Überschusses zu begegnen, ist eine stärkere Standardisierung und Integration der Softwarelösungen erforderlich. Zudem sei es wichtig, dass Bauträger bei der Ausschreibung von Projekten klare Vorgaben hinsichtlich der zu verwendenden digitalen Plattformen und Tools machen, um eine Konsolidierung der Softwarelandschaft zu fördern. Die Integration von KI und maschinellem Lernen in Softwarelösungen könnte weiter dazu beitragen, Arbeitsprozesse zu automatisieren. Die zukünftige Entwicklung der Baubranche wird wesentlich davon abhängen, wie gut es gelingt, die Potenziale der Digitalisierung durch eine kluge Kombination aus innovativer Softwareentwicklung und strategischer Standardisierung zu nutzen.

Automatisierung, Standardisierung und ihre Auswirkungen auf die Baubranche

Automatisierung und Standardisierung sind nicht nur eine Reaktion auf technologische Fortschritte, sondern auch eine Notwendigkeit, um den steigenden Anforderungen an Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Ein Schlüsselelement ist die Anwendung von Building Information Modeling (BIM). So sein Vernetztes BIM ist ein Beispiel für einen solchen Ansatz, bei dem Daten und Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg verbunden und genutzt werden können (analog zu einem scheckheftgepflegtem Haus).

Die Herausforderung liegt jedoch darin, diese fortschrittlichen Technologien und Methoden in die bestehenden Arbeitsabläufe und Unternehmenskulturen zu integrieren. Viele Unternehmen in der Baubranche stehen noch am Anfang der Digitalisierung, was die Umsetzung von Automatisierung und Standardisierung erschwert. Eine erfolgreiche Implementierung erfordert daher nicht nur technologische Anpassungen, sondern auch einen Wandel in Denkweise und Arbeitskultur.

Energetische Sanierung und die Rolle von Bestandsimmobilien

Die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien spielt vermutlich die entscheidende Rolle im Kontext der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Ein vorgestellter Ansatz war Self-Enabled BIM, also die Möglichkeit, dass Eigentümer ihre eigenen BIM-Komponenten erfassen. Dieser Ansatz würde es den Eigentümern ermöglichen, sich aktiv an der digitalen Erfassung und Verwaltung ihrer Immobilien zu beteiligen. Außerdem können solche Bottom-Up-Ansätze ermöglichen, kleinere und weniger digitalisierte Akteure in der Branche zu integrieren und zu aktivieren. Dies kann sogar auf spielerische Art und Weise organisiert werden.

Die Grundlage für viele Digitalisierungsanwendungen fehle aber aktuell, weil die Gebäudedaten und Bestandsdaten einfach fehlen. Im ersten Schritt regte die Runde an, dies systematisch anzugehen, um eine solide Basis für die effiziente Planung und Durchführung von Sanierungsprojekten zu schaffen. Dies könne ein Fokus von öffentlichen und geförderten Projekten sein, die diese Daten offen zugänglich machen.

Story verfasst von
Sebastian Köffer

Sebastian Köffer

Geschäftsführer / CEO
Events Startups
Techies

14.12.2023