Aus Präsenzmeetings werden Video-Web-Sessions, aus Workshops werden Webinare und aus Konferenzen werden Livestreams. Auch verstärkt die Krise den allgemeinen Trend zu steigenden Onlineumsätzen für Händler und Produzenten. Wie werde ich online sichtbar? Wie schnell kann ich meinen eigenen Shop hochziehen? Welche Chancen bleiben für kleine Händler und Produzenten?
Im Hub-Talk konnten wir eine hochkarätige Runde aus etablierten Unternehmen und Startups gewinnen, um genau diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Sebastian Hamann (CEO shopware), Markus Hoevener (Geschäftsführer Bloofusion), Dr. Sebastian Terlunen (Geschäftsführer FlexFleet Solutions), Dr. Anna Weber (Geschäftsführerin BabyOne) und Andreas Weitkamp (Inhaber Modehaus Schnitzler) standen uns als Expertenteam aus der Region Rede und Antwort.
Der Online-Handel ist auch für stationäre Händler unabdingbar geworden.
In den letzten Jahren hat sich der Onlinehandel zum wichtigen Vertriebskanal entwickelt und Corona hat Entwicklung essentiell für viele Händler gemacht. Dabei ist nicht auszuschließen, dass viele der zu Corona-Zeiten gewonnen Gewohnheiten gekommen sind, um zu bleiben. Dr. Anna Weber ist es langfristig vor allem wichtig den Kunden sowohl offline als auch online Varianten anzubieten.
Wir wollen unseren Kunden sagen können: Egal ob du in die Läden gehst oder online bei uns einkaufst: Bei uns findest du den besten Service.
Dr. Anna Weber, Geschäftsführerin BabyOne
Andreas Weitkamp berichtet von der großen Umstellung als stationärer Händler plötzlich nur auf den Onlinehandel angewiesen zu sein. Mitarbeitende aus dem Geschäft nach Hause zu schicken und das Team im Online-Bereich zu verdoppeln, sind Herausforderungen, die man nicht unterschätzen sollte. Es wurde schnell deutlich, dass die allgemeine Skepsis gegenüber Digitalisierung und einer Online-Präsenz auf Sozialen Medien sich nicht bewahrheitet hat. Im Gegenteil: Andreas Weitkamp erzählt, dass es sich nun ausgezahlt hat, schon vor der Corona-Krise digitales Marketing zu betreiben.
Als wir den Laden schließen mussten, sind wir von heute auf morgen vom Omnichanneler zum reinen Onliner geworden.
Andreas Weitkamp, Inhaber Modehaus Schnitzler
Auch Dr. Sebastian Terlunen kann als Experte der Dienstleisterbranche im Software-Bereich bestätigen, dass sich das Interesse an Digitalisierung und dem Online-Vertrieb durch Corona extrem verstärkt hat. Er schildert eine 100-prozentige Umsatzsteigerung seiner Kunden allein durch die Nutzung eines Onlineshops. Die Vorteile übertreffen mittlerweile auch hier die Skepsis und auch Verbraucher zeigen zunehmend die Bereitschaft dazu online und gezielt regional einzukaufen.
Unsere Kunden sind sehr offen für Digitalisierung geworden und der Verbraucher kauft auch mehr regional ein.
Dr. Sebastian Terlunen, Geschäftsführer FlexFleet Solutions
E-Commerce als großer Gewinner der Corona-Krise?
Trotz allem ist auch der E-Commerce von der Corona-Krise betroffen, welche die Händler geradezu in einen Schockzustand versetzt hat und teilweise als Konsequenz Investitionen zurückgehalten wurden. Im B2B-Bereich wurde dahingegen viel mehr investiert. Sebastian Hamann berichtet, dass rund 50% seiner Kunden mit einem Umsatzrückgang rechnen und dass sie ihre Planzahlen nicht erreichen werden - bis hin zur Existenzbedrohung. Die anderen 50% rechnen wiederum mit einer ganz klaren Wachstumssteigerung. Die vier größten Hindernisse mit denen Online-Händler derzeit zu kämpfen haben, fasst Sebastian Hamann unter Liquidität und Rücklagen, Logistik, Import/Export von Ware und dem allgemeinen Rückgang von Konsum zusammen.
Auch einfache Shoplösungen nehmen mir nicht die Arbeit ab, dass ich mich mit dem Business Model auseinander setzen muss.
Sebastian Hamann, CEO shopware
Die Chancen für kleine Händler werden in der Runde kontrovers diskutiert. Laut Sebastian Hamann werden kleine Händler den Markt durch ihr Entrepreneurship-Dasein in der Zukunft prägen. Markus Hoevener als SEO-Experte berichtet, dass die Chance als kleines Unternehmen in der Masse der Onlineshops herauszustechen, eher gering ist. Vor allem fehle das Einkaufserlebnis für den Verbraucher und ein Alleinstellungsmerkmal, welches entscheidend für Google ist, um als Händler überhaupt ausreichend wahrgenommen zu werden.
In Google auf der ersten Seite gibt es 10 Positionen. Alles jenseits dessen, findet faktisch nicht statt.
Markus Hoevener, Geschäftsführer Bloofusion
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