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Breiter Raum für den Austausch über digitale Geschäftsmodelle beim Digital Summit Euregio

 Virtuelle Preisverleihung an Brajuu und ibilight mit Tobias Häusler vom WDR
Virtuelle Preisverleihung an Brajuu und ibilight mit Tobias Häusler vom WDR

Der diesjährige Digital Summit Euregio hat am 19.05. über 700 Teilnehmende vor die Bildschirme gelockt und die innovative Technologieregion Euregio präsentiert. Als Co-Organisator haben wir uns dabei vor allem um den Schwerpunkt-Track "Digitale Geschäftsmodelle" gekümmert.

Der Track startete mit der Talkrunde zu Corporate Startups, in der die Unternehmen Beresa und BASF über ihre ausgegründeten Start-ups wuddi und RepairFix berichteten. Der Startpunkt für wuddi war, dass die BERESA-Geschäftsführung mit Jörg Heidemann erkannte: "Der Handel ist im Wandel und wir brauchen etwas mehr, als nur das Auto und den Service." wuddi-Founder Manuel Schlottbom betonte die Eigenständigkeit des Startups. Doch gleichzeitig schätzt er den strategischen Austausch mit dem Kernunternehmen. Theoretisch wäre die Idee von wuddi auch 1:1 wieder integrierbar. Aber die Dynamik von wuddi ließe sich im Rahmen einer Abteilungsstruktur innerhalb des Unternehmens nicht umsetzen. So ist die wuddi GmbH bewusst markenneutral aufgestellt und hat Fahrzeuge im Fuhrpark, die nicht bei BERESA im Portfolio sind. Ziel ist es, möglichst breit am Markt Fuß zu fassen.

"Der Handel ist im Wandel und wir brauchen etwas mehr, als nur das Auto und den Service."

Jörg Heidemann, BERESA-Geschäftsführer

Auch die BASF Coatings möchte aktiv Venture Building betreiben. Dazu werden interne Impulse von BASF Mitarbeitenden aufgriffen. Ziel dabei ist es keineswegs, die Startups irgendwann wieder einzugliedern, sondern erfolgreich am Markt zu platzieren. Weitere Startups nach RepairFix stehen laut Harald Borgholte, Vice President bei BASF Coatings Digital, schon in den Startlöchern: "Wir haben sicher noch 3-4 weitere Eier im Nest." Man könne derzeit noch nicht sagen, welche davon ausgegründet werden. Der Weg sei immer schwierig. Daher brauche es den Optimismus beim Start solcher Ideen, auch wenn einige Projekte scheitern werden. Beide Ausgründungen möchten zunächst ohne Venture Capital auskommen und glauben, dass sich die Ziele mittelfristig auch aus dem eigenen Budget erreichen lassen. Langfristig sei aber die Aufnahme von Risikokapital denkbar, auch wenn dies bedeuten würde, dass die Mutterunternehmen weiter Einfluss in den Startups verlieren.

Mit Spannung erwartet wurde der Vortrag von Flaschenpost-CTO Aron Spohr, der zu Beginn gleich offenlegte, dass er bereits 1998 in der Tagesschau als Computer-Hacker ein Interview geben konnte. In seinem Vortrag skizzierte er die Wachstumsgeschichte der Flaschenpost aus IT-Sicht. Von einem Server in 2014 ist das Unternehmen inzwischen auf 30+ Standorte, 10000+ Mitarbeiter, 100+ Tech-Mitarbeiter und 16 Entwicklungs-Teams gewachsen. Ein Erfolgsrezept dabei: Das Kerngeschäft wird mit Individualsoftware abgewickelt.

Weitere Vorträge im Track kamen von Sustayn und d.velop: Victoria Jagalski vom Startup Sustayn baut mit ihrem Team an einer App, um nachhaltiges Verhalten in Unternehmen zu fördern. Alexander Zirl berichtete aus d.velop Perspektive über die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und brachte dies in Verbindung mit Wertgenerierung entlang der Customer Journey – und warum es eine unendliche Geschichte ist.

Neben der Gründung eigener Startups, ist auch die Kooperation mit Startups ein Weg für etablierte Unternehmen. Höhepunkt des Tracks war der Startup-Wettbewerb um den FutureLAND Award, dotiert mit insgesamt 7.000 EUR von den Sparkassen des Münsterlandes. 35 schriftliche Bewerbungen waren zuvor für den Award eingegangen - sechs Startups wurden für den Pitch beim Kongress ausgewählt:

  • Die Gründerin Melanie Wagenfort stellte ihr Startup Brajuu vor und sagte, dass “8 von 10 Frauen BHs tragen, die nicht richtig passen. Das wollen wir ändern!” Mit Brajuu können Frauen den passenden Lieblings-BH finden. Nebenbei würden sie die Retourenquote halbieren.
  • HealthX Future berichtete mit Felix Landmesser über eine Kollaborationsplattform für die Pflegewirtschaft, bei dem alle am Pflegeprozess Beteiligten unkompliziert und sicher zusammenarbeiten können. Die Gründer fokussieren sich zunächst auf die stationäre Altenhilfe, später auch auf ambulante Tages- oder Intensivpflege.
  • Die Gründerin Sefora Tunc vom niederländischen Startup Ibilight kämpft mit Ihrem Unternehmen gegen die Vereinsamung von älteren Menschen und bringt mit einer App und einer damit verbundenen Lampe die Menschen wieder näher zueinander.
  • Etwas technischer wurde es beim zweiten niederländischen Startup Flux Robotics, die mit dem Gründer Christoff Heunis das vorrangige Ziel haben, mithilfe von magnetisch betätigter Operationsroboter (sogenannte ARMM-Systeme) Gefäßerkrankungen zu bekämpfen.
  • Pipeline Labs möchte individuelle Nachrichten, redaktionelle Inhalte und ein eigenes soziales Netzwerk kombinieren. Die Gründer Tom Terodde und Mathis Schlingmann versprechen ein persönliches Magazin, genau auf die Lieblingsthemen der Nutzer zugeschnitten.
  • Maximilian Weldert stellte tretty vor. Mit der App können rund um die Uhr umweltfreundliche Tretroller und Fahrräder mit einer App gefunden und gemietet werden. In Münster seien bereits über 200 Stück in der ganzen Stadt verteilt und im Einsatz.

Wir hatten die Qual der Wahl, da wirklich alle Startups sehr interessant und innovativ sind.

Vanessa Horstkötter, Sparkasse Münsterland-Ost

Am Ende wurde der erste Preis mit 6.000 Euro Preisgeld an das Startup Brajuu vergeben. Gründerin Melanie Wagenfort kündigte bereits an, in ca. 4 Wochen den Firmensitz nach Münster zu verlegen und nun auf der Suche nach neuem Personal sei, um das Business voranzutreiben. Der zweite Platz (1.000 EUR) ging an das Startup ibilight. Die Jury war sich einig, dass die Wahl der Finalisten und ganz besonders die Auswahl des Gewinner-Teams sehr schwierig war. “Wir hatten die Qual der Wahl, da wirklich alle Startups sehr interessant und innovativ sind.” betont Vanessa Horstkötter, als Sprecherin der Jury und ermutigte Gründungsinteressierte den Schritt zu wagen, eine innovative Idee zu verwirklichen.

Story verfasst von
Oliver Henschen

Oliver Henschen

Projekt Manager
HubSatelliten Mitglieder
Mittelstand

21.05.2021